Wer braucht heute noch Radio?

Sieben Gründe für das beste Massenmedium der Welt

Geht ins Ohr, bleibt im Kopf – eigentlich ein guter Spruch, er funktioniert: bei allen Audiomedien. Schellack, Vinyl, Kassette, CD, MD, Mp3 und sogar Spotify gehen auch ins Ohr und bleiben bestenfalls irgendwie irgendwo im Kopf. Pädagogisch wertvoll gemeinte Ansagen auch…

Was also macht Radio anders? Warum ist Radio anders?

Punkt 1: Radio ist für alle da .
Gleich und gleichzeitig. Es ist das einzige elektronische Massenmedium, das kostenlos empfangen werden kann. Schon immer und für immer.

Punkt 2: Radio kann alles.
Also alles Auditive. Nachrichten auf Vinyl? Live-Übertragung auf Spotify? Talk-Shows auf Kassette? Nur Radio bildet 360 Grad unserer Audio-Welt ab.

Punkt 3: Radio ist überall.
Lokal (Blitzer, Staus, Eventkalender), regional (Sport, Politik, Ferientipps), national und international.

Punkt 4: Radio ist aktuell.
Plötzlich passiert, grad gestorben, alles in Echtzeit – Radio ist nicht nur am Puls der Zeit – Radio ist unmittelbarere Teil unseres gesellschaftlichen Blutsystems.

Punkt 5: Radio ist linear.
Das bedeutet: Egal, zu welcher Uhrzeit, irgendwas ist dran im Programmablauf. Kurz: Irgendwas läuft immer. Und zwar ohne, dass er oder sie sich explizit für einen Audio-Inhalt entscheidet. Radio gibt Struktur. Nachrichten zur vollen Stunde, die Lieblingssendung immer zur selben Zeit, am Wochenende Charts und das Sonntagsrätsel. Was nicht in der Programmvorschau steht, ist Überraschung.

Punkt 6: Radio ist nur für die Ohren.
Als rein auditives Medium bedient Radio exklusiv die einzige Sinnesfunktion, die wir Menschen nicht abschalten bzw. ausmachen können. Das Klang-Gedächtnis ist so stark verankert, dass es z.B. bei Demenzerkrankten oft das Einzige ist, was an Erinnerung übrigbleibt. Außerdem lässt uns das Radio die Freiheit zum echten Multitasking: die Hände frei und der Blick unverstellt – so genießt man Radio als Soundtrack des Lebens.

Punkt 7: Radio ist kuratiert.
Klingt kompliziert, bedeutet aber lediglich: Was es im Radio zu hören gibt, darüber haben sich im Vorfeld schon mindestens viele Menschen Gedanken gemacht und eine entsprechende Auswahl getroffen. Um online on demand Angebote zu nutzen, müssen wir wissen, was wir wollen – das wissen wir aber oft gar nicht so genau. Und wollen es eigentlich auch gar nicht. Radio hilft uns aus dieser Patsche.

UKW – das analoge Radio

Digital Audio Broadcasting DAB und DAB+ sollen schon seit einiger Zeit der internationale Standard für Hörfunksendungen sein. Die Radioindustrie baut seit 2022 ein Empfangsteil für DAB+ ein. Trotzdem gibt es nach wie vor den UKW-Standard
In Deutschland wird wie in den meisten Ländern der Welt für UKW-Rundfunk der Frequenzbereich 87,5 MHz bis 108 MHz genutzt.
Dies ist das sogenannte Band II im VHF-Bereich, der insgesamt von 30 MHz bis 300 MHz reicht (very high frequency).

Das Nutzsignal besteht aus dem eigentlichen Tonsignal und digitalen Zusatzdaten.

Das Tonsignal wird analog mit Hilfe der Frequenzmodulation (FM) übertragen. Diese Modulationsart sorgt für eine sehr störungsarme Übertragung des Tonsignals.

Die digitalen Zusatzdaten werden mit Hilfe des technischen Standards RDS (Radio Data System), übertragen. Dabei wird das digitale Modulationsverfahrens BPSK (Binary Phase Shift Keying) genutzt. Die insgesamt für das Nutzsignal verwendete Kanalbandbreite von 300 kHz erlaubt eine sehr gute Tonqualität.

Die UKW-Frequenzen werden für die terrestrische Übertragung, also die Übertragung über die Luft, in einem Raster von 100 kHz vergeben. Die Kanäle von 300 kHz Bandbreite überlappen sich also.
Um Störungen zu vermeiden, müssen nicht nur Sender, die auf der gleichen Frequenz senden, sondern auch Sender auf benachbarten Frequenzen, räumlich gewisse Mindestabstände einhalten. Der UKW-Frequenzbereich ist inzwischen so dicht mit Sendern belegt, dass es schwierig ist, freie Frequenzen für neue Sender zu finden. Für Sender mit hoher Reichweite gibt es in Deutschland und den benachbarten Ländern praktisch keine freien Frequenzen mehr. Die Tonsignale werden auf UKW zumeist in Stereo übertragen. Zusätzlich zu diesem Stereosignal werden Zusatzdaten übertragen, zum Beispiel der Programmname, Texte wie Titel und Interpret, alternative Frequenzen oder Verkehrsfunkdaten.

Die UKW-Versorgung wird seit mehreren Jahrzehnten nach international anerkannten Regeln so geplant, dass einwandfreier Stereo-Empfang mit einer auf den Sender gerichteten Antenne in 10 m Höhe gewährleistet ist.

Diese Planungsgrundlage gilt auch heute noch, obwohl UKW-Programme sehr häufig mit tragbaren Geräten oder im Auto gehört werden. Gilt ein Ort nach diesen Regeln als versorgt, ist dort im Allgemeinen mit Geräten mit Teleskopantenne oder im Auto zumindest einwandfreier Empfang in Mono möglich.

UKW-Wellen breiten sich weitgehend geradlinig aus. Sie reichen deshalb nur wenig weiter als bis zum optischen Horizont. Die reichweitenstärksten Sender des WDR können Zuhörer bis zu einer Entfernung von etwa 70 bis 80 km versorgen, sofern keine Berge oder Gebirgszüge dies verhindern. Unter sehr günstigen Bedingungen sind auch bis zu 100 km möglich.

Bearb.k.r.